24 km, 580m hoch, 1700m runter, 8,5h inkl. 1:15h Pause
Heute ist es spannend. Der Hüttenwirt vom Rifugio Genova versucht, eine Übernachtung im nächsten Posto Tappa für Bärbel und uns zu reservieren, aber es ist voll. Er versucht dann, im Ort nach dem nächsten Posto Tappa ein Hotel für uns zu erreichen, aber leider sind alle Telefonnummern in unseren Wanderführern veraltet. Deshalb müssen wir auf gut Glück loslaufen und hoffen, dass wir einen Schlafplatz finden. Bärbel geht eine halbe Stunde vor uns los, wir hoffen, dass sich der Nebel noch verzieht. Leider tut er das nicht, und wir müssen im Nebel die 500 Höhenmeter bis zum Pass ohne Weitsicht hinter uns bringen.
Am ersten Schneefeld vor dem Pass Colle di Fenestrelle treffen wir Bärbel wieder, die bereits netterweise für uns den besten Weg übers Schneefeld erkundet hat. Beide Schneefelder sind leicht zu meistern, und als wir am Pass ankommen, kann man sogar ein bißchen was sehen.
Beim Abstieg nach San Giacomo versuchen wir, mit Bärbel mitzuhalten, aber wir sind definitiv 20 Jahre zu jung, um so schnell einen Berg runter zu kommen… Bald hat Bärbel uns abgehängt, und wir trotten in unserem Tempo den Berg hinunter. Der Nebel verzieht sich und nur noch die Gipfel hängen in den Wolken.
Nach einem langen, aber schönen Abstieg durch das Valle Gesso della Barra mit Steinböcken, Gämsen, Murmeltieren, Kühen und Pferden treffen wir die aufgebrachte Bärbel wieder. Sie hatte noch einmal im Posto Tappa San Giacomo gefragt, ob sie nicht doch einen Schlafplatz für uns haben, aber die Dame war sehr unfreundlich und auf die Bitte, uns ein Hotel in Entracque ausfindig zu machen, reagierte sie abweisend und war nicht daran interessiert, uns zu helfen.
Eigentlich wollten wir dort wenigstens Mittag essen wollten, weil das Essen dort so gelobt wird. Aber da die Dame so unfreundlich war, essen wir stattdessen am schönen Bachufer unsere Schokolade und setzen dann unsere verlängerte Etappe fort. Gleich zu Beginn kommen wir an einem wunderschönen Campingplatz vorbei. Die netten Leute dort bieten uns sofort ihre Hilfe an, recherchieren im Internet und telefonieren alle Hotels in Entracque durch, bis sie für uns ein günstiges Dreibettzimmer im Hotel Miramonti gefunden haben. Also, wer mal im Piemont am Fluss campen will: http://www.sottoilfaggio.it
Jetzt sind wir erleichtert und können entspannt die verbleibenden 2,5 Stunden bis Entracque antreten. Das Tal wir jetzt schmaler, und wir laufen auf hübschen Waldwegen am türkisen Bergbach entlang. Die letzten Kilometer entlang des Stausees Lago della Piastra müssen wir auf der Straße gehen. Da uns aber ein Gewitter im Nacken sitzt, ist es auf der Straße gut, um schnell voranzukommen. Außerdem lassen wir uns wieder von Bärbel ziehen und kommen so, zwar ein bisschen nass, aber pünktlich nach 2,5 Stunden am Hotel an.
Es stellt sich mehr und mehr heraus, dass es unser Glück war, dass San Giacomo voll war, denn zum einen ist die Hotelinhaberin super nett, würde sogar mit dem Rad zum Supermarkt fahren, weil sie keine Limonade für unser Radler hat, sie uns später ins Restaurant fährt, zum anderen das Restaurant Vecchio Moulino super ist, und wir auf dem Rückweg von der ‚Notte bianca‘ überrascht werden. Das ist ein Fest, bei dem an verschiedenen Plätzen im Ort Live-Musik gespielt wird und die Leute auf der Straße tanzen. Am meisten fasziniert uns, nach den Line dance tanzenden Kindern (Maccarena u. ä. ), das okzitanische Duo „Aria“ (Akkordeon und Gitarre), das traditionelle Musik spielt, zu der viele Paare zusammen tanzen. Manchmal auch alle zusammen. Die Musik klingt so schön, die Leute tanzen sehr harmonisch und die Stimmung mit schwarzem Sternenhimmel und gelben Laternen ist unglaublich toll.
Hier der Link zur Homepage des Duo „Aria“ auf der man das Lied „Mazurkella“ ganz anhören kann: http://ariamusica.altervista.org/video.html
Beseelt gehen wir kurz vor 24 Uhr wieder zurück ins Hotel. Morgen können wir ausschlafen, denn Pausen-, Wasch-, Einkaufs-, Geldhol-Tag steht auf dem Programm.