17,9km, 1685m hoch, 1471m runter, 9:45h inkl. 1h Pause
Endlich schaffen wir es mal wieder, um 8h loszugehen. Das Wetter ist super, noch keine Wolken am Himmel. Seit langem haben wir eine richtig knackige Tour vor uns. Anders als sonst geht es heute nicht einmal lang hoch und dann lang runter, sondern durch drei Schluchten und über drei Pässe.
Also los gehts. Der erste lange Anstieg geht hoch zum Colle di Stau. Ob der Pass so benannt ist, weil kurz vor dem Pass zwei kleine ehemalige Stauseen sind, finden wir nicht raus. Ein Teil des Berges ist überall mit rostigem Stacheldraht übersät, der am Boden verlegt ist. Eine Art Minenfeld?
Nach dem Pass laufen wir an vielen zerfallenen Militärgebäuden vorbei. In kleinen Zickzack-Kehren führt der Weg hinunter ins Vallone de Pontebernardo und ist geschmückt mit unzähligen Alpenblumen. Im Tal angekommen, sagt uns ein entgegenkommender Wanderer, dass die Pension Zio John, in der wir auf ein Mittagessen gehofft haben, geschlossen sei. Deshalb entscheiden wir uns, erst nach dem nächsten Pass Pause zu machen.
Der zweite Anstieg geht steil den Berg hoch und ich muss ordentlich schnaufen. Belohnt werden wir durch ein hübsches Hochtal, das sich bis zum Passo sottano di Scolettas zieht. Am Pass sieht man ein kleines Glashaus und wir wundern uns, was das sein soll. Oben angekommen sehen wir, dass das Glashaus ein Aufbau auf einem privaten Rifugio ist, das direkt unterhalb des Passes steht. Auf der Bank vor dem Haus machen wir eine halbe Stunde Pause. Länger trauen wir uns nicht, weil über dem nächsten Pass eine dunkle Wolke hängt, und wir Donnergrollen hören.
Im nächsten Tal sehen wir ein Haus mit Auto davor und hoffen, dass wir dort Unterschlupf bekommen, sollte das Gewitter uns erwischen. Als wir im Tal ankommen, sieht der Himmel wieder besser aus, und wir treten den dritten Anstieg an. Noch einmal müssen wir auf 2536m hoch. Der Weg führt direkt am schönen Rifugio Zanotti vorbei, das leider verschlossen ist.
Jetzt wird der Weg spannender. Es geht durch große Steine durch ein hübsches Tal. Vor den letzten 400 Höhenmetern müssen wir noch über zwei Schneefelder. Wo der Weg auf der anderen Seite weiter geht und welches der Pass ist, kann man kaum erkennen. Auf der Suche nach Wegzeichen entdeckt Katrin plötzlich ganz in unserer Nähe ein paar Steinböcke. Einer bleibt ganz gelassen solange stehen, bis wir ca. 5m entfernt sind. Erst dann wackelt er gemütlich zu den anderen. Wir fotografieren wie verrückt. Das werden tolle Bilder! Leider macht mein iPhone nicht so gute Fotos, aber vielleicht könnt Ihr den Steinbock ja erkennen.
Welches der Pass ist, wissen wir immer noch nicht. Steil zieht sich der Weg den Berg hoch und nach 8,5 Stunden sind wir dann endlich auf dem letzten Pass für heute, dem Passo di Rostagno. Von hier geht es noch eine gute Stunde in steilem Zickzack zum hübschen Rifugio Migliorero, das wir um kurz vor 18 Uhr erreichen. Nach einer warmen Dusche und dem Abendessen sitze ich nun hier dank Sprachbarrieren mit einem Lindenblütentee (Fiori di Tiglio) und mir fallen die Augen fast zu. Dann werd ich mal ins Bett gehen und hoffentlich vom Tee keine Fieberschübe bekommen…